"I Had a Dream". Zuhören um zu widerstehen - Echos aus syrischen Gefängnissen
SS 2023
Studierende
Razan Sabbagh
Projektbetreuung
Studiengänge
Richtung
Installation
Projektart
Master

Das Projekt “I Had a Dream” taucht in die Tiefen des Saydnaya-Gefängnisses ein - ein Ort, an dem Klang, Stille und Zuhören zentrale Instrumente von Macht und Ohnmacht sind.
Die Installation basiert auf 14 Zeugnissen von Überlebenden des Saydnaya-Gefängnisses. Jedes dieser Zeugnisse wurde sorgfältig präsentiert, mit besonderem Augenmerk auf den Sätzen, die sich auf die "Ohr"-Aussagen beziehen. Diese Auswahl veranschaulicht, wie die Inhaftierten in einem Schwebezustand zwischen Macht und Ohnmacht verharren, gefangen in einem akustischen Raum, der sowohl Unterdrückung als auch Widerstand repräsentiert.
In der Dunkelheit von Saydnaya wird das Hören essentiell. Die Infrastruktur des Gefängnisses, die Klänge der Folter durch Luftkanäle, Wasserleitungen und durchlässige Wände transportiert, macht Gebrauch vom Klang als Mittel der Gewalt und Unterdrückung. Zuhören dient jedoch auch einem dualen Zweck: Eingesetzt von Wärtern zur Überwachung und Kontrolle, verwenden die Inhaftierten aktives Zuhören, um sich Informationen zu verschaffen, sich zu orientieren und akustisch zu kommunizieren. Dabei avanciert das Zuhören zum Schlüsselmechanismus für Widerstand und Überleben.
Ohne das Sehen sind die Inhaftierten auf das Hören angewiesen, um sich in dieser Finsternis zurechtzufinden. In diesem extremen Szenario wird das Zuhören zu einem Instrument der Ohnmacht – ausgeliefert den Klängen der Folter – und zugleich zu einem Akt des Widerstands und der Selbstbehauptung, navigierend durch Stille und Geräusche.
Das Projekt betont die Zweideutigkeit von Klang und Stille im Rahmen von Machtstrukturen. Es offenbart, wie Sinneswahrnehmungen, besonders das Hören und Zuhören, in einem dynamischen Spannungsfeld von "Macht" und "Ohnmacht" existieren können. Eine Überlegung zu den subtilen Unterschieden und den weitreichenden Effekten, die Klang und Stille in extremen Umgebungen mit sich bringen können.
Text: Razan Sabbagh