Der Ich-Staat


SS 2017

Studierende

Anne Koch


Projektbetreuung

Prof. Ivica Maksimovic


Studiengänge

Kommunikationsdesign


Richtung

Installation
Plastik/Bildhauerei
Typografie
Medientheorie


Projekt Art

Diplom

Anne Koch: Der Ich-Staat, Diplom 2017, Faltenbild2: cold.hot.cold.hot.cold.

Hat ein Gegenstand ein Ego, bzw. das Ego seines Besitzers? Kann man die Distanz zwischen Menschen auf die Distanz zwischen Dingen übertragen? Kann ein Gegenstand ein Staat sein mit seinem eigenen Staatsgebiet?

Angefangen mit der Beobachtung, dass Liebesschlössern an Brücken nicht der gleiche Abstand gewährt wird wie flanierenden Liebespaaren, beschäftigt sich diese Arbeit mit der Staatlichkeit von Dingen. Es wurden viele Beobachtungen gemacht, die alltäglich erscheinen, jedoch zusammengetragen ein großes Ganzes ergeben.

Zum einen wäre da die These vom Grauwert. Ähnlich wie in der Typographie ist er davon abhängig, wie viel Abstand einem Gegenstand gegeben wird. Einer Geige wird gebührender Abstand gewährt, Konservendosen ordnet man jedoch dicht über- und nebeneinander an. Je mehr Distanz einem Objekt gegeben wird, desto heller ist sein Grauwert. Diese Beobachtung führt nun zur Hierarchie der Dinge.

Diese besagt, dass es, ähnlich wie bei Tieren, auch unter Dingen eine Rangordnung gibt. An oberster Stelle stehen demnach Dinge mit einem hellen Grauwert und an unterster Stelle Dinge, denen keine Distanzzone gewährt wird und die somit einen sehr dunklen Grauwert besitzen.

Nach ausführlicher Auseinandersetzung mit den verschiedensten Dingen lassen sich die oben gestellten Fragen eindeutig bejahen.

Zu Beginn der Recherche erfüllten Gegenstände unter anderem ihre Funktion und waren dazu da, vom Menschen benutzt zu werden. Auch dienten sie als Statussymbol für Menschen, die sich durch verschiedene Dinge definieren. Doch in dieser Arbeit sieht man das Eigenleben der Dinge. Natürlich sind sie von Menschen gemacht und ihre Bedeutung teilweise von Mensch zu Mensch unterschiedlich, jedoch lassen sich Muster, wie die Hierarchie der Dinge beobachten. Gegenstände repräsentieren sich selbst, sei es auf der Haut des Menschen als Fossil oder durch ihren Schattenwurf. Außerdem tragen sie dazu bei, dass der Mensch ein eigener Staat ist. Die Liebesschlösser an der Brücke sind also Medien einzelner Ich-Staaten. Sie sind auch ohne den dazugehörigen Menschen präsent und sprechen nur durch sich selbst.

Ein Gegenstand kann somit nicht ohne einen Menschen, ein Mensch jedoch auch nicht ohne einen Gegenstand ein Staat sein. Der Ich-Staat funktioniert nur in dieser Wechselwirkung. Somit kommt man wieder zu den Voraussetzungen einer Staatsgründung zurück: Die Möglichkeit mit anderen Staaten in Verbindung zu treten wird durch die Interaktion zwischen Menschen und Dingen erfüllt. Der Mensch ist für das Objekt Regierung und Bevölkerung zugleich. Auch wird der Mensch zu seinem Staatsgebiet. Es handelt sich um eine Symbiose zwischen den beiden Seiten. So entsteht ein Ich-Staat.

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